
Der neueste Schrei russischen „Designs“, in Deutschland vertrieben von einem „Büro für neue Medien„: der Beisskorb: „Werwolf“. Ein (Alp)-Traum, der einen schon ziemlich fassungslos auf das Bild starren lässt und man stellt sich unwillkürlich die Frage: Wie bescheuert kann eigentlich jemand sein, so etwas herzustellen und/oder zu vertreiben?
Missverständnisse sind vorprogrammiert
Der Hersteller bzw. der Vertreiber rühmt den Maulkorb mit den Worten: „Mit diesem neuen Werwolf Maulkorb reißen Sie bzw. Ihr Hund alle Blicke auf sich.“ Nun ja, damit mag er recht haben, und weiter heißt es auf der Webseite: „Ihr Hund kann problemlos … mit anderen Hunden kommunizieren.“ Autsch! Nein, kann er nicht. Aber wir wissen ja mittlerweile: Unwissenheit schützt vor blöden Aussagen nicht. Mit diesem Teil vor der Schnauze kann der Hund vieles, aber ganz sicher nicht problemlos kommunizieren – der Maulkorb kommuniziert für ihn. Und wie! Ich gehe fast jede Wette ein: Ein Hund, der das Teil trägt wird über kurz oder lang von anderen Hunden verprügelt – und das zu recht.
So macht man Menschen Angst
Erwachsene mögen ja auf den zweiten Blick erkennen, dass es sich um einen Maulkorb handelt – aber Kinder? Nur schon die Vorstellung, was diese Erscheinung bei einem kleinen Kind auslöst lässt die Vermutung zu, dass es sich bei den Entwicklern dieses Produktes nicht um Designer sondern um ausgemachte Sadisten handelt. Hundebesitzer haben – manchmal nicht ganz zu unrecht – sowieso schon unter Akzeptanzproblemen. Dieses Halloween-Schockteil trägt ja nun wirklich nicht zur Steigerung des gegenseitigen Verständnisses und der Akzeptanz bei. Vielmehr verbreitet es Angst und Schrecken. Ganz toll gemacht – wenigstens brauchen die Hersteller und Vertreiber keinen Psychotherapeuten um die charakterlichen Defizite zu analysieren. Da hilft auch der Hinweis auf der Webseite nicht, man solle den Maulkorb verantwortungsvoll benutzen – die einzige verantwortungsvolle Nutzungsart für das Teil ist, es in den Müll zu werfen.
Der Weg zum traumatisierten Hund
So, und nun mal ein Gedankenspiel: Sie ziehen Ihrem – durchaus netten Hund – einen dieser unsäglichen Maulkörbe an und gehen spazieren. Ihnen kommt ein grundsätzlich eben so netter Hund entgegen und sieht gefletschte Zähne – eine eindeutige Provokation, Drohung etc. – dass die übrige Körpersprache nicht dazu passt, sorgt nur noch für mehr Verwirrung. „Hallo?“ denkt sich Ihr Hund – „wie bist Du denn drauf, du Arsch! Ich bin nett und du drohst mir. Na warte, Dir werde ich Manieren beibringen!“ Da Sie einen netten Hund haben, stürzt er sich nicht gleich auf den anderen, sondern droht ordentlich zurück. Und der Maulkorbträger, der ja nun gar nicht verstehen kann, was das soll denkt sich: „Hä? Ich hab Dir doch gar nichts getan – aber bitte: wie Du willst!“ Und schon ist die schönste Keilerei im Gange. Und mit etwas Pech kriegt der Maulkorbträger ordentlich was ab ohne zu verstehen warum. Das passiert ein paar Mal und Sie haben blitzartig einen traumatisierten, mit Pech aggressiven Hund an der Leine.
Keine Ahnung von Hunden – und Menschen
Weder Erfinder noch Vertreiber scheinen auch nur den Hauch einer Ahnung von Hunden zu haben – von Menschen auch nicht. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie schreiben, es mache die „Erfinder“ stolz, ein Teil geschaffen zu haben, dass „verblüffend echt“ aussehe (tut es natürlich nicht – Tipp: mal einen Hund anschauen) und das ein „besonderes Gefühl der Ästhetik“ gegeben sie. Ja, das stimmt wohl – das zutreffendere Wort beginnt auch mit „bes…“
Viel eher als das Gefühl der Ästhetik, stellt sich das Gefühl ein, dass Hersteller und Vertreiber irgendetwas kompensieren müssen.
Bilder: www.maulkorb-werwolf.de