
Zwei Punkte zu Beginn: Nein, es geht nicht um Hunderassen. Und zweitens: „Böse“ ist ein moralischer Begriff, mithin also ein menschlicher – so gesehen kann man die Frage schlichtweg und einfach mit „nein“ beantworten: Hunden – Tiere generell – ist das menschliche Moralverständnis grundsätzlich fremd (wie übrigens auch einigen Menschen). Dazu kommt, dass sich die Moralvorstellungen von Gesellschaft zu Gesellschaft und von Region zu Region unterscheiden.
Es gibt aber „Arschloch-Hunde“
Ich höre schon den Aufschrei! „Kein Hund wird böse geboren!“ – zum Thema „böse“ siehe oben. Aber es gibt nun mal Hunde, die werden als „Arschloch-Hund“ geboren. Glauben Sie nicht? Komisch – Sie glauben doch auch, dass es Hunde gibt, die ängstlich sind. Dass es mutige Hunde gibt. Hunde, die freundlich sind und zugänglich. Ich auch! Aber warum sollte es dann keine Hunde geben, die genau das Gegenteil davon sind? Unzugänglich, zänkisch, provozierend, pöbelnd und die auch noch Spaß daran haben, andere Hunde oder auch (ihren) Menschen zu dissen. Der Verhaltensbiologe Udo Gansloßer spricht vom „Obelix-Syndrom“: Dem dicken Gallier hat es halt einfach Spaß gemacht, Römer zu verhauen… und ja, genau solche Hunde gibt es. Und zwar von Geburt an: Hunde, die gerne pöbeln, provozieren und dann beim kleinsten Fehlverhalten des anderen ihm gleich mal eine überziehen wollen. Hunde, die jeden (oder viele) anderen grundlos ankläffen oder gleich mal auf ihn losgehen.
Aber zuhause ist er ganz brav…
Nein. Ist er nicht. Aber ein A…loch-Hund ist ja kein dummer Hund. Er lernt sehr schnell, wie er sein Leben zu seinem Vorteil gestalten kann und wie groß die Toleranz seiner Menschen ist. Im Weg rum liegen? Geschenkt – knurren, wenn man in die Nähe des Futters kommt? Wird offenbar akzeptiert. Dinge kaputt beissen? Macht dem Alten ein schlechtes Gewissen. Nicht kommen, wenn er gerufen wird? Der ruft bestimmt noch ein paar Mal – solange er ruft, atmet er, solange er atmet, ist alles gut. Knurren oder Zähne fletschen, wenn Frauchen einen anderen Hund streichelt? Ach guck wie süß – er ist eifersüchtig – ja, Hunde können echte Assis sein. Von Geburt an. Ist so.
Erziehung zum sozial verträglichen Leben
Man wird aus einem ängstlichen Hund keinen mutigen Draufgänger machen können. Man wird genauso wenig aus einem Assi-Hund einen friedvollen, jedermann und jedem Hund zutraulichen Hund zaubern können. Was man tun kann, ist mit den Eigenheiten eines Hundes leben, sie akzeptieren und die Charaktereigenschaften (und nicht mehr oder weniger ist es) durch Erziehung und Training in richtige Bahnen zu lenken. Ein Assi-Hund muss und kann lernen, Dinge zu akzeptieren, sich unterzuordnen, sich im Alltag zu beherrschen und nicht gleich jedes Mal auszuflippen, wenn ihm mal grade was nicht in den Kram passt. Hier das Stichwort: konsequente und liebevoll. Das allerdings braucht ein gerüttelt Maß an Durchhaltevermögen, ein Mindestmaß an der Fähigkeit, sich und seinen Hund kritisch zu hinterfragen und auch mal den Mut, sich fachliche Unterstützung zu holen.
Spreche ich von Hunden oder Kindern?
Kommt im Endeffekt aufs Gleiche heraus: Jedes Säugetier (wenn nicht jedes Tier) kommt mit bestimmten Charakterzügen und entsprechenden Prädispositionen zur Welt: Es ist die Verantwortung der Eltern bzw. der Hundehalter, diese Eigenschaften zu erkennen und je nach Bedarf bestimmte Verhaltensweisen zu fördern oder zu unterbinden. Nur wer sich dieser Aufgabe stellt, bekommt ein Familienmitglied, das sich in ein soziales Umfeld eingliedern kann, das auch mit Frustrationen umgehen lernt (Nein, die Kinderüberraschung gibt’s jetzt nicht – Nein, der kleine Kläffer von nebenan wird jetzt nicht vermöbelt…).
Wenn man sich mal umschaut merkt man ziemlich schnell: Wer gut erzogene Kinder hat, hat auch gut erzogene Hunde. Wer einen A…loch-Hund an der Leine führt, hat auch keine ordentlich erzogenen Kinder. Wie der Herr, so `s Gscherr.
Der Hund muss nicht jeden mögen
Zum Abschluss: Nein, ein Hund – und meiner auch nicht – muss nicht jeden anderen Hund mögen. Er braucht auch nicht mit jedem x-beliebigen anderen Hund „Sozialkontakte“. Er darf durchaus „eigen“ sein und auch ein bisschen „komisch“ – aber er muss lernen, dass man nicht jeden anderen anpöbeln darf, nur weil man ihn nicht mag. Und dass mal nicht jeden anderen Hund dissen und mobben darf, nur weil man grade Lust darauf hat. Und dass man nicht einfach auf schwächere Hunde losgeht, nur weil sie so dankbare Opfer sind (auch hier wieder: der Vergleich mit der Kindererziehung lässt grüßen).
Und der Mensch muss lernen, seinen Hund zu lesen – und dazu gehört einfach auch, die Augen offen zu halten. Und den Hund an die Leine zu nehmen, wenn sich ein Mops nähert, den er nun mal ums Verrecken nicht leiden kann – was ich bei meinem im Übrigen sehr gut nachvollziehen kann.
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