In schöner Regelmäßigkeit kocht das Thema „Entwurmung beim Hund“ wieder hoch. Dabei kann man grob drei Gruppen von Hundehaltern unterscheiden:
- Die Entwurmungsgegner (meist oder zumindest oft identisch mit Impfgegnern und gesicherten Fakten gegenüber tendenziell sehr unzugänglich) die höchstens noch Kokosraspeln füttern, oder geraspelte Pferdeschweif-Haare füttern.
- Die Entwurmer, die mehr oder weniger regelmäßig dem Hund eine Wurmkur verpassen. Und die sich gerne deswegen gegenüber den Gruppen 1 und 3 rechtfertigenmüssen.
- Die situativen Entwurmer, die nur bei positivem Kot-Untersuchungs-Ergebnis zur Wurmkur greifen. Weil – so deren Logik: Wenn keine Würmer im Kot, dann hat der Hund auch keine Würmer und ergo nützt eine Wurmkur nichts.
Zur Gruppe 1 sag ich jetzt mal nichts. Hilft nichts. Würmern ist es halt nun mal scheißegal – im wahrsten Wortsinne – was der Hund zu fressen bekommt. Es kann doch niemand im Ernst glauben, dass der Wurm dick, glücklich und zufrieden im Darm des Hundes lebt (der gerne auch mal seine eigene Kotze frisst) und beim Anblick eines Kokosraspels noch kurz aufstöhnt und dann tot in sich zusammensackt…
Kotproben sind Zufalls-Befunde
Gruppe 3: Nun, gut gemeint ist leider manchmal das Gegenteil von gut gemacht. Kurz ein Ausflug in die Wurmwelt. Erstens: Eine Kotuntersuchung ist immer eine Momentaufnahme. Und auch wenn ein Hund Würmer hat, heißt das noch lange nicht, dass in jedem Kothaufen auch ein solcher steckt. Kotuntersuchungen haben etwas von einem Zufalls-Spiel. Oder anders formuliert: Findet man im Hundekot Würmer (oder Eier oder Teile von Würmern), dann kann man sicher sein, dass der Hund Würmer hat. Findet man keine Würmer (oder Eier… siehe oben), dann kann man NICHT sicher sein, dass der Hund keine Würmer hat. Man kann nur sicher sein, dass im untersuchten Kothaufen keine sind. Und noch nicht mal das – aber dazu später. Ist ein bisschen wie mit dem Fremdgehen: Erwischt man den Partner in flagranti, dann kann man 100% sicher sein – erwischt man ihn nicht, nun…
Der Fuchsbandwurm – nicht das Problem des Hundes
Der Fuchsbandwurm ist tatsächlich ein ziemlich riskantes Vieh. Noch nicht mal so sehr für den Hund – aber für den Menschen. Dieser Bandwurm (Echinococcus multilocularis) lebt vor allem im Fuchs – wie überraschend – als Zwischenwirt dienen ihm Mäuse, Ratten, und andere kleine Nagetiere. Das fiese an diesem Wurm sind zwei Dinge – eigentlich drei: Erstens ist er klein, so um die 2mm. Zweitens gibt es keine absolut sichere Methode (noch nicht), um einen Befall mit dem Fuchsbandwurm zu diagnostizieren (Siehe oben: Kein Befund ist kein Beweis) und drittens ist der Fuchsbandwurm für den Menschen gefährlich – fieserweise mt einer sehr langen Inkubationszeit von 10 bis 15 Jahren. Menschen können an der alveolären Echinokokkose erkranken – der Hundehalter kann also erkranken, wenn der Hund selbst längst tot ist und selbst aufgrund dieser langen Inkubationszeit gar nie Krankheitssymptome aufwies.
Echinokokkose – für den Menschen sehr gefährlich
Ohne allzu medizinisch zu werden: Die Fuchsbandwurm-Eier durchdringen den Dünndarm und wandern in die Leber (manchmal auch Milz, Lunge oder Hirn). Dort wachsen sie dann vor sich hin, bilden Zysten und verbreiten sich über die Blutbahn weiter im Körper. Die (seltenen) Folgen nach Jahren können sein: Zerstörung der Leber, Gelbsucht, Gallensteine, Thrombosen, Embolien – manchmal endet ein solcher Wurmbefall auch tödlich. Auf jeden Fall wächst das Larvengewebe im Körper kontinuierlich an. Hygiene ist das einzige „Gegenmittel“, eine Impfung gibt es nicht.
Das einzige was helfen kann: regelmäßige Entwurmung
Das wirklich einzige, was gegen den Fuchsbandwurm hilft ist: Entwurmung. Und da die Kotuntersuchung nicht wirklich aussagekräftig sein kann hilft nur die regelmäßige Entwurmung des Hundes, die sogenannte prophylaktische Entwurmung. Und auch wenn der Hund sich natürlich am Tag nach der Entwurmung schon wieder neue Würmer einfangen kann, bleibt es dennoch eine prophylaktische Entwurmung, denn wir haben ja noch eine sogenannte Präpatenzzeit: In dieser Phase entwickeln sich die Wurmeier erst zu Würmern, die dann wiederum Eier ausscheiden. Eine regelmäßige Entwurmung hat also doch eine prophylaktische Wirkung – wenn auch nicht für den Hund, so doch für den Menschen.
Entwurmung: eher für den Menschen wichtig
Ein gesunder Hund mit einem intakten Immunsystem bekommt in vielen Fällen gar keine Würmer, bzw. „vernichtet“ sie sofort intern oder er kann mit einem leichten Wurmbefall ganz hervorragend leben. Der Hund! Wir Menschen mit unserem zivilisierten Immunsystem sind da deutlich gefährdeter und alleine schon aus diesem Grund sollte eine regelmäßige Entwurmung für Hundehalter zur absoluten Pflicht gehören.
Noch mehr und detaillierter dazu hier:
Bild:
Von CDC, placed in the public Domain; Cimbail for the translation – Commons, marked as PD file, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30345217
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