
Bushido gibt seine Hunde ins Tierheim! Die Story ging durch die Presse: Bushido hat seine drei Labradore im Tierheim abgegeben! Soweit stimmt die Berichterstattung auch, bei allem, was danach kommt vermischen sich die verschiedensten Meinungen und Ansichten. Dennoch kann man ungefähr nachvollziehen, was tatsächlich geschehen ist.
Ouvertüre: Bushido kauft sich Hunde
Am 4. Juni 2011 gab Bushido der BZ ein Interview über sein neues Leben mit Hunden – drei Labrador-Hündinnen: Shirley, Mischa und Suki. Davon ausgehend, dass der Inhalt des Interviews in etwa dem entspricht was der Bambi-Integrations-Preisträger tatsächlich gesagt hat, mochte Bushido an den Hunden vor allem das Unvoreingenommene und liebte es, mit ihnen im Garten zu spielen. Die Hunde stammen aus zwei unterschiedlichen Zuchten, ein Hund stammt aus dem Zwinger „Labradorzucht von den blauen Steinen“, zwei aus dem Zwinger „Silver-Moonlights-Retriever“. Bushido selbst sagte damals über den Kontakt zu einer der Züchterinnen: „…wir telefonieren und ich schicke ihr Fotos.“ Er sagte auch: „Bei Kindern gilt doch das Gleiche wie bei Hunden: Wenn man mit der Verantwortung nicht klarkommt, muss man es lassen.“
Erster Akt: Einzug ins Tierheim
Am 24.10.2014 berichteten Bild und Berliner Kurier: „Bushido gibt seine Hunde im Tierheim ab“ – nun kann es natürlich immer wieder gute Gründe geben, dass man einen, zwei oder drei Hundeabgeben muss. Es kann auch sein, dass urplötzlich eine Hundehaar-Allergie ausbricht. Wie auch immer, auf jeden Fall stand wohl Bushido eines Tages vor dem Berliner Tierheim und hat seine Hunde abgegeben. Die Pressesprecherin des Berliner Tierheims, Evamarie König, bestätigt die Sachlage insofern, als sie sagt, dass die Hunde „ganz normal“ im Tierheim abgegeben wurden.
So ganz diskret kann das wohl nicht passiert sein, denn die Presse hat jedenfalls davon Wind gekriegt – woher auch immer. Die Züchterin von „Suki“, Jacqueline Bretschneider wurde von irgendeinem Pressevertreter unter einem Vorwand um Bilder ihrer Hunde gebeten, hat allerdings keine solchen Fotos abgegeben. Dass die Hunde im Tierheim gelandet sind erfuhren beide Züchterinnen aus der Presse beziehungsweise über Facebook. Bei beiden war der Schreck groß, denn grundsätzlich will kein Züchter, dass seine Hunde in einem Tierheim landen. Jacqueline Brettschneider war insbesondere schockiert, weil sie vertraglich garantiert, dass sie jeden Hund zurücknimmt (und zwar unter Erstattung des vollen Welpenpreises) – Bushido hätte also ohne Aufsehen, ohne Wenn und Aber seinen Hund zurückgeben können. Hat er aber nicht, er hat die Hunde im Tierheim abgeliefert – gut, wer stolz über sein 200.000 Euro-Auto berichtet, dem geht natürlich die Erstattung des Welpenpreises am verlängerten Rücken vorbei. Fazit: es ist rechtlich natürlich nicht zu beanstanden, dass jemand seine Hunde in ein Tierheim bringt – wer allerdings seine Hunde von einem Züchter hat, wer ein Vorkaufsrecht unterschrieben hat (was auch immer das wert sein mag), wer also weiß, dass er die Hunde jederzeit zurückgeben könnte und sie trotzdem in ein Tierheim gibt, der muss es sich gefallen lassen, wenn er nicht nur an juristischen Maßstäben gemessen wird, sondern auch an moralischen, ethischen oder wie man das auch immer nennen möchte.
Zweiter Akt: Im Tierheim, Auftritt Rechtsanwälte und Presse
Beide Züchter wollten „ihre“ Hunde also wieder haben. Das Tierheim sagte: „Nein“! Aus zwei Gründen wie Evamarie König erklärt: Erstens gibt das Tierheim keine Hunde an Züchter, denn Ziel sei es „eine Familie für die Hunde zu finden, und nicht eine weitere Übergangsstation“ und zweitens trete der Hund mit Abgabe an das Tierheim in das Eigentum desselben über. Zudem behandle das Tierheim alle Hunde gleich, unabhängig von Rasse und Herkunft, und auch unabhängig davon, ob der Vorbesitzer prominent sei oder ob es sich um Lieschen Müller handle. Mit der Rückgabe an die war also nichts – Jacqueline Brettschneider hatte mit einem Anwalt Kontakt aufgenommen, um über eine einstweilige Verfügung „ihren“ Hund wieder zurückzubekommen – diese Verfügung wurde vom Richter abgelehnt, mit eben derselben Begründung wie sie das Tierheim lieferte.
Mittlerweile kochte das Thema schon hoch und die Silver-Moonlights-Züchterin, Kerstin Lewald verstieg sich zur offenbar zur Behauptung, das Tierheim wolle wohl mit den Promi-Hunden den großen Reibach machen. Ein Vorwurf, den das Tierheim gelinde gesagt eine Frechheit findet: „Wir vermitteln alle Hunde nach den gleichen, festgelegten Kriterien – nach einer Gebührenordnung. Und wir vermitteln auch anonym, das heißt bei keinem Hund wird der Vorbesitzer genannt. Dies passiert nicht zuletzt zum Schutz der Hunde.“ Kerstin Lewald war leider nicht für eine Stellungnahme zu erreichen und hat weder auf unsere telefonischen Anfragen, noch auf unsere Mail reagiert.
Dem Tierheim kann man aus juristischer Sicht wohl auch keinen großen Vorwurf machen – sie haben die Regeln, die Satzungen, die Vorschriften eingehalten. Aber auch hier gilt: Ein paar Fragen, die über den rein fachlichen Rahmen hinausgeht muss man sich schon gefallen lassen. Wenn bekannt ist, und das war es spätestens nachdem die Züchter sich gemeldet hatten, dass die Hunde sofort wieder aus dem Tierheim an einen guten Platz hätten vermittelt werden können – was spricht eigentlich dagegen, das zu tun? Wohl nur die wirklich strikte und sture Auslegung von internen Regeln – gut gedacht ist eben nicht immer gut gemacht.
Dritter Akt: Die Hunde werden vermittelt
Das Tierheim ließ nicht mit sich reden, was die Rückgabe der Hunde an die Züchter betraf. „Wir haben die Hunde gutgläubig erworben, vertragliche Dinge zwischen zwei anderen Parteien betreffen uns nicht und wir behandeln alle Hunde gleich – generell vermitteln wir keine Hunde an Züchter.“ Allerdings hat sich das Tierheim nicht grundsätzlich quergestellt, schlechten Willen oder mangelnde Kooperationsbereitschaft kann man den Beteiligten nicht vorwerfen. Den Züchtern wurde angeboten, dass sie Interessenten für die Hunde benennen könnten, die dann „wohlwollend geprüft“ wurden. Tatsächlich ist es so, dass der Hund von Jacqueline Brettschneider nach der Prüfung durch das Tierheim und zu den ganz gewöhnlichen Konditionen an die Familie vermittelt wurde, die von der Züchterin vorgeschlagen wurde – wohin genau wird zum Schutz der Hunde und aller Beteiligten nicht gesagt. Brettschneider ist im Endeffekt mit dem Ergebnis und dem Ablauf zufrieden: „Ich kann dem Tierheim keinen Vorwurf machen, ich kann gut nachvollziehen, dass sie die Hunde nicht an Züchter abgeben wollen – die Situation wie sie jetzt für den Hund ist, stellt sich als ideale Lösung dar, dem Hund geht es hervorragend, ich bin mehr als nur froh, dass es zu diesem Ergebnis gekommen ist“.
Fazit
Dass jemand nach ein paar Jahren seine Hunde aus welchen Gründen auch immer abgibt kann vorkommen, allerdings ist die Art und Weise, wie es hier durch Bushido geschehen ist, zwar juristisch nicht zu beanstanden – aber auch nur aus juristischer Sicht. Wer seinen Hund von einem Züchter hat, der ihm garantiert, den Hund zurückzunehmen und ihn dann dennoch – ohne Informationen – beim Tierheim abgibt der darf sich nicht wundern, wenn man an seinem (Hunde)Verstand zweifelt. Es ist einfach nicht ok, dem Hund gegenüber nicht, dem Züchter gegenüber nicht und es zeigt einfach nur, dass hier jemand nicht in der Lage ist, offen für sein Handeln einzustehen. Man könnte es auch als feige bezeichnen wenn man denn wollte. Wir wollen.
Dem Tierheim kann juristisch nichts vorgeworfen werden – sie haben sich strikt an ihre Regeln, Paragraphen und sonstigen Punkte gehalten. Man kann auch nachvollziehen, dass Hunde nicht an Züchter abgegeben werden – aber, und das ist der Kritikpunkt, das Tierheim hat sich hinter den Vorschriften und Regeln versteckt. Wenn die Regeln so starr und stur gehandhabt werden, dass Ausnahmen nicht möglich sind (z.B. Rückgabe an den Züchter) und zwar nicht, weil die Entscheidung falsch wäre, sondern weil die Entscheidung überhaupt nicht zur Diskussion gestellt wird, der muss sich – zumindest von uns – vorwerfen lassen, dass ihm die Regeln wichtiger sind als das situative Entscheiden zugunsten eines oder mehrerer Hunde. Zudem hat sich das Tierheim aus PR-Sicht nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Stillschweigen kann zwar hin und wieder eine schlaue Taktik sein, aber hier wäre eine Richtigstellung durchaus angebracht gewesen.
Die Presse spielt bei der ganzen Geschichte eine weniger gute Rolle – wenigsten einige Medien. Wer sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an einen Züchter wendet mit der Bitte um Bilder oder anderen Materialien, wer weiß, dass Hunde aus dieser Zucht im Tierheim gelandet sind und nichts sagt, der betreibt keinen ordentlichen Journalismus sondern ist auf (billige) Effekthascherei aus.
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