
Der Begriff „Vitamine“ wurde vom polnischen Biochemiker Casimir Funk geprägt – er isolierte aus Reiskleie einen Stoff, der die Mangelkrankheit Beri-Beri (auch: Schafsgang) heilen konnte. Die Krankheit, die auftrat, wenn Menschen nur geschälten Reis aßen. Die Analyse des von Funk isolierten Stoffes zeigte, dass es eine stickstoffhaltige Verbindung war, ein Amin. Genau genommen hatte Funk das Thiamin, heute als Vitamin B1 bekannt – entdeckt. Entsprechend nannte er die Stoffe Vitamine (Vita = das Leben plus Amine).
Was sind Vitamine?
Vitamine sind organische Verbindungen, die der Körper für lebenswichtige Funktionen benötigt. Dabei unterscheidet man zwischen essentiellen Vitaminen – die kann der Körper nicht selber herstellen, sie müssen also von außen zugeführt werden und den nicht-essentiellen. Eine weitere Unterteilung erfolgt in fettlösliche und wasserlösliche Vitamine. Bei Tieren und Menschen gelten unterschiedliche Stoffe als Vitamine (Pflanzen brauchen gar keine): So können die meisten Säugetiere Vitamin C produzieren und haben deshalb keinen Bedarf – einigen Spezies, darunter den Menschen aber auch einigen Knochenfischen, Fledertieren und Sperlingsvögel, fehlt aber ein Enzym und sie können Vitamin C deshalb nicht selber herstellen. Die ausgewogene Hundernährung enthält deshalb alle wichtigen Vitamine in der richtigen Menge.
Was ist die Aufgabe von Vitaminen?
Vitamine sind an vielen Reaktionen des Stoffwechsels beteiligt. Sie regulieren enzymatische Reaktionen, die DNA-Synthese, die Knochenentwicklung, die Blutgerinnung und die Übertragung von Nervenimpulsen – um nur ein paar Aufgaben zu nennen. Vitamin stärken zudem das Immunsystem. Jedes einzelne der Vitamine hat einen speziellen Aufgabenbereich.
Das Fehlen von Vitaminen kann zu schweren und irreparablen organischen Schäden führen – teilweise kann dies aber auch durch die Überdosierung passieren.
Fettlösliche Vitamine
Die Vitamine A, D, E und K sind fettlösliche Vitamine – sie werden im Körper in einer höheren Dosis gespeichert und müssen nicht täglich zugeführt werden. Auf der anderen Seite können sie leicht überdosiert werden weil sie nicht wie die wasserlöslichen Vitamine wieder ausgeschieden werden.
Vitamin A
Vitamin A ist für die Infektionsabwehr zuständig und hilft so der Haut und der Schleimhaut im Verdauungstrakt. Besonders in Leber, Vollmilch und Eiern ist reichlich Vitamin A vorhanden – im Pflanzen nicht, hier ist aber eine Vorstufe vorhanden: Das Karotinoid. Dieses kann der Hund verwerten. Bei einer Überdosierung von Vitamin A kann es zum Abbau von Knochensubstanz und Skelettmissbildungen kommen.
Vitamin D
Vitamin D ist für die Kalzium- und Phosphor-Balance zuständig sowie wie Vitamin A auch für die Infektionsabwehr. Vitamin D ist vor allem in Leber, Milch und Fischen vorhanden, eine Unterversorgung ist heute so gut wie ausgeschlossen. Vielmehr ist eher die Gefahr einer Überversorgung vorhanden, die zu Gefäßverkalkungen und Kalkeinlagerungen im Gewebe führen kann.
Vitamin E
Zur Vitamin E-Gruppe werden mehrere Stoffe gezählt. Das Vitamin schützt Zellen vor dem Angriff freier Radikale und somit vor der Zerstörung. Damit hat Vitamin E eine besondere Bedeutung in der Verhinderung von Tumoren. Besonders Vitamin E-haltig sind pflanzliche Öle und Getreidekörner. Vitamin E scheint auch in höheren Dosen keine negativen Wirkungen zu haben – es wird deshalb oft auch als Konservierungsstoff eingesetzt – ein Mangel hingegen führt zu Wachstumsstörungen, Immunschwäche und Skeletterkrankungen.
Vitamin K
Das Vitamin ist wichtig für die Blutgerinnung und den Knochenstoffwechsel – der Hund selbst kann sich den Großteil dieses Vitamins selber herstellen. Dennoch müssen geringe Mengen zugeführt werden – Vitamin K ist auch als Gegenmittel bei Rattengift bekannt (z.B. Cumarin), hier kann eine extrem hohe Dosis die tödliche Verhinderung der Blutgerinnung abwenden.
Wasserlösliche Vitamine
Die wasserlöslichen Vitamine der B-Gruppe und Vitamin C werden im Körper kaum, oder nur für kürzeste Zeit gespeichert – sie werden wieder ausgeschieden und können deshalb nur schwer überdosiert werden.
Vitamin B
Das ist ein Vitamin-Komplex und besteht aus B1, B2, B3, B5, B6, B8, B9 und B12
B1 / Thiamin
B1 ist relevant für den Stoffwechsel und ermöglicht die Aufspaltung der Kohlehydrate in Glukose – nur so kann das Gehirn mit Energie versorgt werden. Darüber hinaus ist B1 auch für die Übertragung der Nervenimpulse zuständig. Enthalten ist B1 in Hefe, Schweinefleisch und den Schalen von Getreidekörnern.
B2 / Riboflavin
Relevant für die Energiebereitstellung in den Zellen und den Fettstoffwechsel – Milchprodukte, Leber, Lunge, grüne Pflanzen sowie Hefe enthalten viel Riboflavin.
B3 / Niacin
Wesentlich für die Energiegewinnung – kommt in Fisch, Schlachtabfällen und Hefe vor. Auch in Getreide findet man B3, allerdings in einer Form, die für den Hund nicht gut verwertbar ist.
B5 / Pantothensäure
Wichtig für den Stoffwechsel, ein Mangel führt zu Appetitlosigkeit, Hauterkrankungen, Durchfall.
B6 / Pyridoxin
Wichtig für die Regeneration von Zellen und Gewebe, den Aufbau von Nervenbotenstoffen und des Immunsystems. B6 ist in Fisch, Geflügel und Bananen enthalten, Mangelerscheinungen sind selten und zeigen sich durch Anämie, Krämpfe und vermindertes Wachstum.
B8 / Biotin
Sehr wichtig für Haut und Haare sowie für den Energiestoffwechsel und die Bildung von Hormonen. Etwa die Hälfte produziert der Hund selbst – der Rest muss mit der Nahrung aufgenommen werden, durch Leber, Hefe, Milch. Schuppenbildung, Verhornung und Haarausfall können auf einen B8-Mangel hinweisen.
B9 / Folsäure
Beteiligt am Aufbau der DNS, am Wachstum, der Blutbildung und der Produktion von Hormonen. Die Darmflora des Hundes synthetisiert relativ große Mengen dieses Vitamins, es kann auch über die Nahrung zugeführt werden, allerdings führt die industrielle Verarbeitung von Hundefutter meist zur Zerstörung dieses Vitamins, so dass es nachträglich – in synthetischer Form – zugegeben wird.
B12 / Kobalamin
Wichtig für die Zellteilung und die Blutbildung. Besonders viel B12 ist in Leber enthalten.
Vitamin C / Ascorbinsäure
Man schätzt, dass Vitamin C an rund 15.000 Stoffwechselvorgängen beteiligt ist – unter anderem als Antioxidatium, als Schutz der Zellen also. Der Hund kann Vitamin C selbst in ausreichender Menge herstellen – ein Vitamin im eigentlichen Sinne ist es also nicht.
Quelle: Der vitale Hund, von Dr. med. vet. Volker Wienrich, ISBN 3-275-01506-0
Foto: bigstock
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