
Grundsätzlich bezeichnet man jeden Hund, der vor einen Schlitten gespannt wird und diesen zieht als Schlittenhund – aber das ist hier natürlich nicht gemeint: Gemeint sind die „klassischen“ Schlittenhunde.
Geschichte
Es ist nicht ganz klar, wann Hunde erstmals als Zugtiere eingesetzt wurden – als gesichert gilt aber, dass es im nördlichen Sibirien war, wo indigene Völker lange Winterreisen unternahmen und auf diese Transporterleichterung angewiesen waren. Obwohl grundsätzlich jeder kräftige, mittelgroße Hund in der Lage ist, als Schlittenhund ausgebildet zu werden, hat sich um etwa 100 v.Chr. in den nördlichen Regionen bei den einzelnen Volksstämmen die Zucht bestimmter Rassen und Ausprägungen durchgesetzt. Eine Besonderheit der typischen Rassen ist ihr gerades und dich anliegendes Deckhaar.
Eigenschaften
Offensichtlich ist, dass eine ausgezeichnete körperliche Kondition und Leistungsfähigkeit notwendig ist – genauso wie eine überdurchschnittlich schnelle Erholungsphase – wenn alle Parameter zusammenpassen: Vorbereitung, Training, Hunde, Wetter, etc. – kann ein Gespann einen Schlitten in 24 Stunden rund 200km weit ziehen. Ob das sinnvoll ist, sei dahingestellt.
Darüber hinaus braucht ein Schlittenhund aber auch besondere mentale Fähigkeiten: was dem Labrador sein „will to please“ ist dem Schlittenhund seine „desire to go“ – der unbändige Laufwillen, der dafür sorgt, dass die Leistungsbereitschaft lange anhält. Auch unter lange anhaltender und großer Anstrengung müssen die Schlittenhunde zudem die Konzentration behalten um die Kommandos anzunehmen und den Trail zu finden. Schlittenhunde weisen darüber hinaus ein ausgeprägtes Sozialverhalten aus – innerhalb des Rudels, wohlgemerkt. Sie müssen in einem bestehenden Verbund und während der Arbeit extrem verträglich sein.
Eine weitere Besonderheit weist der Stoffwechsel der Schlittenhunde auf: Er kommt trotz aller Anstrengungen mit relativ wenig Nahrung aus – auch ein Grund, warum „Familien-Schlittenhunde“ oftmals übergewichtig sind: So wenig kann man gar nicht füttern, wie die Hunde brauchen, wenn sie nichts tun.
Gespannzusammensetzung
Ein Schlittenhundegespann – ein Team – besteht aus dem Menschen, dem Musher, und zwei bis 12 Hunden. Normalerweise werden die Hunde als Doppel eingespannt – jeweils links und rechts an einer zentralen Führleine. Der Leithund ist der Leader – er ist es, der mit dem Musher kommuniziert und den Trail findet – an ihm richtet sich das ganze Rudel aus, er bestimmt Geschwindigkeit, Richtung und auch die Motivation – gerade im Tiefschnee leisten sie unglaubliche Arbeit, ein Schlittenhundeteam kann auf kurzen Trails auch schon mal 40 km/h erreichen – über mehrere Kilometer. Ein guter Leithund hat zudem ein exzellentes Erinnerungsvermögen und erkennt zum Teil Jahre später den Trail wieder, den er einmal gelaufen ist.
Als so genannte Wheeler werden die körperlich stärksten Hunde eingesetzt – sie sind vor allem für den Zug verantwortlich, besondere mentale Leistungen wird ihnen nicht abverlangt. Deshalb werden oft auch Hunde in Ausbildung eingesetzt, bzw. junge Rüden, die noch nicht über die geforderte mentale Stärke verfügen.
Hunde kennen ihren Platz im Rudel und an der Leine ganz genau – bei anspruchsvollen und langen Rennen kann es sinnvoll sein, die Hunde von links nach rechts zu tauschen um die einseitige körperliche Belastung auszugleichen – die Hunde mögen das im Allgemeinen gar nicht.
Typische Schlittenhunderassen
Die typischen Rassen sind der kräftige und ausdauernde, aber nicht sehr schnelle Grönlandhund, der ebenfalls eher langsame Alaskan Malamute, der größte und schwerste unter den klassischen Schlittenhunden und mit einer unglaublichen Ausdauer gesegnet. Der Siberian Husky ist der kleinste und schnellste Hund und wird tendenziell eher auf kurzen Strecken eingesetzt. Der Samojede zeichnet sich durch sein reinweißes Fell aus.
Schlittenhunde werden häufig auch nicht reinrassig gezüchtet – bzw. es wird versucht, die Eigenschaften von zwei Rassen zu kombinieren. Daraus entstanden ist zum Beispiel der Alaskan Husky, der German Trail Hound, der Tschukotskaja Jesdowaja und der Jakutische Laika. Alles Hunde, die nicht von Zuchtverbänden anerkannt sind. Das ist den Mushern allerdings ziemlich egal. Die meisten der Hunde, die an Schlittenhunderennen eingesetzt werden, sind sowieso nicht reinrassig.
Show- und Arbeitslinie
Wie bei Retrievern haben sich auch bei Schlittenhunden zwei Linien herausgebildet: Die Showlinie und die Arbeitslinie. Bei den so genannten Showdogs wird Wert auf eine möglichst optimale Erfüllung des Standards gelegt – aber auch die Arbeitslinien werden gesondert weitergezüchtet. Für den Laien ist es oftmals schwer, die beiden Linien auseinander zu halten – für Spaßrennen eignen sich auch Showdogs, effektiv leistungsfähig sind allerdings nur die Arbeitslinien.
Die bekanntesten Schlittenhunderennen
Die eigentlichen Schlittenhunderennen begannen nach 1925 – als Balto, der bekannteste Schlittenhund beim letzten Staffellauf zwischen Anchorage und Nome im Westen Alaskas das Team durch Eis, Schnee und Blizzards führte um Medizin gegen eine Diphterie-Epidemie zu liefern. Von dieser Leistung inspiriert wurde das Iditarod-Rennen gegründet: 1160 Meilen quer über gefrorenes Land, durch Wildnis und über Gebirgszüge. Ein weiteres bekanntes Rennen ist der Yukon Quest. In Europa sind es der Alpentrail (Schweiz/Italien), die Trans Thüringia (Deutschland) und der Finnmarkslopet (Finnland) welche die größte Bedeutung haben.
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