
Die meisten von uns kennen die Hundezunge vorzugsweise von feuchten Küssen – und in solchen Momenten verdrängen wir gerne und erfolgreich den Gedanken, wo unser Hund die Zunge sonst noch so hinsteckt und wozu er sie braucht. Wenn man die Hundezunge allerdings aus anatomischer Sichtweise betrachtet, staunt man ob der Leistung, zu welcher dieses Organ fähig ist.
Muskeln ohne Ende
Äußerer Zungenmuskel, Zungenbeinmuskel und Zungenbinnenmuskel – diese Muskeln sorgen dafür, dass der Hund das tun kann, was er am liebsten tut: schlecken, schlabbern, lecken. Die Hundezunge besteht sozusagen fast nur aus Muskeln, die sie besonders beweglich und kräftig machen. Eine Besonderheit der Hundezunge ist zudem die so genannte Lyssa, eine Art Schlauch im vordersten Teil der Zunge, der dazu führt, dass der Hund die Zungenspitze gesondert vom Rest der Zunge bewegen kann. So beweglich die Zunge ist, so sparsam ist sie mit Geschmackspapillen versehen: nur rund 1.500 dieser Rezeptoren sitzen auf der Hundezunge, wir Menschen haben fast 10.000 und können deshalb deutlich besser schmecken – der Hund macht dieses Manko aber durch das Riechen mehr als wett.
Hauptaufgabe: Fressen und Trinken
Natürlich gehört Trinken und Fressen zu den wichtigsten Aufgaben der Hundezunge – das Trinken ist noch wichtiger als das Fressen. Der Hund kann mit seiner Zunge eine Art Löffel formen mit der er das Wasser sehr effizient in seinen Mund befördert. Effizient aus Hundesicht – wer die Pfützen neben einem Wassernapf sieht, zweifelt erst mal an der Genialität dieser Konstruktion. Beim Fressen beginnt – stärker noch als beim Menschen – die Verdauung bereits im Mund. Alles, was gefressen wird, muss ordentlich eingespeichelt werden. Dass das passiert, dafür sorgt die Nase, beziehungsweise das Jacobson´sche Organ – wenn der Hund etwas Leckeres riecht, dann stimuliert das den Speichelfluss und es läuft ihm buchstäblich und sichtbar das Wasser im Maul zusammen. Das funktioniert auch, wenn er gar nichts riecht, sondern nur schon sieht, wie man in die Küche geht – wir erinnern uns an den Pavlow´schen Reflex.
Kühlung – überlebenswichtig für Hunde
Hunde können nicht schwitzen – das heißt so gut wie nicht, ein wenig. Über die Pfoten. Aber das reicht im Sommer niemals aus, um die notwendige Kühlung zu verschaffen. Deshalb hechelt der Hund. Er atmet dann bis zu dreihundert Mal pro Minute und die Luft die über die Zunge streicht sorgt für Verdunstungskühle. Die Kühlung ist enorm wichtig, denn Hunde sind äußerst hitzeempfindlich, bereits ein bis zwei Grad erhöhte Temperatur sorgen bei den Tieren für migräneartige Kopfschmerzen. Durch das Verdunsten kühlt der Körper effizient ab, aber er verbraucht auch Wasser. Wasser, das ihm dringend wieder zugeführt werden muss. Unterbleibt das, verdickt das Blut und der Körper stoppt das Hecheln um noch weiterem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen. Entsprechend steigt die Körpertemperatur an und der Hund verendet bei spätetstens 44 Grad Körpertemperatur – in einem Auto im Sommer ist das innerhalb von 10 Minuten möglich.
Schleimig aber nicht unhygienisch
Alleine schon, dass Hunde ihre Wunden lecken ist ein deutliches Zeichen, dass die Zunge so unhygienisch nicht sein kann. Im Speichel des Hundes befinden sich natürlich Keime – aber auch keimtötende Substanzen. So genau ist das alles noch nicht erforscht, aber auf jeden Fall macht ein Zungenschlabber des Hundes quer übers Gesicht niemanden krank. Aber glücklich.