Nehmen Sie doch einfach in 5 Tagen mal eben 7 Kilogramm ab. Oder wollen Sie endlich ein Sixpack haben? Ohne Training und bitteschön innerhalb der nächsten 14 Tage? Ach, Sie würden lieber 500 Euro pro Tag verdienen? Von zuhause aus und ohne Verkauf? Einfach so. Na dann – viel Glück. Wir kennen alle diese Anzeigen und wir wissen auch: Die lügen uns doch glatt an. Das kann gar nicht sein – und wir haben recht: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr!
Füttern Sie doch einfach gut und billig!
Warum sollten Sie mehr Geld ausgeben als – sagen wir – 90 Cent für eine 400-Gramm-Dose Nassfutter. Oder 35 Cent für 200 Gramm Trockenfutter. Da schreiben die Hersteller doch auch, dass dieses Futter optimal auf die Bedürfnisse des Hundes abgestimmt ist, vollwertig und ausgewogen sei und den natürlichen Ernährungsbedürfnissen des Hundes entspricht?
Das wäre doch zu schön, um wahr zu sein – 99 Cent und der Hund ist rundum richtig, gut, ausgewogen, gesund und schmackhaft ernährt.
„Ausgewogen“ ist eine Frage der Definition
Jetzt wollen wir mal nicht ungerecht sein: Ja, auch im billigsten Hundefutter sind in den allermeisten Fällen all die Dinge drin, die ein Hund rechnerisch braucht, um all seine körperlichen Funktionen aufrecht zu erhalten – dem sagt man dann „ausgewogen“. Das Futter enthält die korrekte Anzahl an Kalorien, den richtigen Prozentwert an Kalium, Kalzium, Phosphor etc., die richtigen und ausreichend Vitamine, Kohlenhydrate, Proteine etc. – wie gesagt: Alles, was ein Hund rechnerisch für seine Ernährung braucht.
Sie können natürlich auch tagtäglich bei irgend einem bekannten Fastfood-Unternehmen wir sind sicher, man kriegt da eine ausgewogene Ernährung für den Menschen hin mit – nur mal als Beispiel – einen Kaffee, einen Orangensaft, einen Brownie, einem Burger, einem kleinen Salat und 6 panierten Hähnchenteilen. Irgendwie werden wir auch mit diesen Produkte genau die richtige Menge an Kalorien, Vitaminen, Kohlehydraten und Eiweißen zusammen bekommen. Das schadet auch nichts. Eimal. Zweimal. Dreimal. Aber auf Dauer ist das ungesund. Punkt. Auch wenn alles drin ist was drin sein soll – weil eben halt doch nicht das Richtig drin ist.
Was kann man sich für 99 Cent leisten?
Wir kennen die genaue Kalkulation eines Futterherstellers natürlich auch nicht – aber wir kennen so ungefähr die Standardwerte der Branche. Rechnen wir von 1 Euro mal runter:
In einer Dose ist also „Platz“ für rund 30 Cent Futter – davon ist ungefähr die Hälfte Fleisch (bei der Kategorie Futter sind es meistens etwa 40%). Da Fleisch teurer ist als Gemüse und ähnliches, dürfte für rund 20 Cent Fleisch in der Dose sein. Etwa. Dieses Fleisch wurde allerdings eingekauft, und der Verkäufer hätte gerne rund 20% daran verdient. Also ist es Fleisch im Gegenwert von rund 16 Cent. Höchstens.
Welches Fleisch bekomme ich für 1 Euro/Kilogramm?
Nehmen wir mal an, im Hundefutter wäre eine komplette Kuh verarbeitet – mit allem. Hörner, Knochen, Hufe, Filet, Magen, Pansen etc. – also vollwertig. Und das ist jetzt nicht ironisch gemein. Eine ganze Kuh ist nicht das Schlechteste, was ein Hund fressen könnte.
Eine Kuh wiegt etwa 600kg und dürfte dann, wenn sie ganz für Hundefutter verwendet wird, rund 600 Euro kosten. Der Schlachtpreis liegt aber bei ungefähr 2.50 Euro/Kilogramm (Schlachtviehpreise gemäß bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft, April). Das gilt für die Handelsklasse P, und das ist nicht erste Wahl. Die Kuh kostet also rund 1500 Euro. Sagen wir 1200 wegen dem Mengenrabatt – ist aber noch zu teuer.
Für einen Euro bekomme ich also noch nicht mal eine ganze Kuh, Muskelfleisch, Rücken, Filet, „Braten“ etc – also alles was teuer ist muss vorher noch raus. Für einen Euro pro Kilogramm bekomme ich grade mal Schlachtabfälle.
Und warum steht das nicht auf den Etiketten?
Da steht es doch: „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (42%, u.a. 4% 5 Sorten Fleisch), Getreide, Fisch und Fischnebenerzeugnisse, Mineralstoffe, pflanzliche Nebenerzeugnisse (0,5% Zuckerrübenschnitzel), Öle und Fette (0,5% Sonnenblumenöl).“ Und da sich die großen Hersteller an die Vorschriften halten, aber auch nicht an mehr steht da nichts anderes, als dass in der 400 Gramm Dose knapp 7 Gramm Fleisch aus 5 verschiedenen Tieren drin ist, dass 38% aus nicht näher definierten tierischen Erzeugnissen besteht, dass geschätzt 30% Getreide im Futter ist (wir tippen auf Weizen, weil er am billigsten ist) und dass noch ein bisschen sonst was drin ist.
Die Rechnung geht auf
7 Gramm Fleisch könnten so 3 Cent kosten. Die 150 Gramm tierischen Nebenerzeugnisse dürften rund 7 Cent kosten. Etwa. Dazu nochmals ungefähr 2 Cent für das Getreide, 2 Cent für den Fisch und rund 5 Cent für die Mineralstoffe und Öle – macht 17 Cent.
Grobe Schätzung – Am Endergebnis ändert das nichts
Wie gesagt, die genauen Zahlen wird kein Hersteller rausrücken. Also schätzten wir sehr, sehr grob und kommen auf die oben genannten Zahlen. Ob die jetzt genau stimmen oder nicht, ist unerheblich, denn am Prinzip ändert sich auch eine Verdoppelung des Preises nichts. Das bedeutet nun nicht, dass der Hund nicht ausgewogen ernährt würde – wie gesagt: Da ist mit Sicherheit alles drin, was er braucht (und wahrscheinlich noch viel mehr als er freiwillig fressen würde). Aber das heißt noch nicht, dass es deswegen auch gut ist für den Hund.
Fazit: Wenn Sie Ihren Hund mit dem billigsten Futter füttern, dann bekommt er höchstwahrscheinlich rechnerisch alles, was er braucht. Das ist dann das, was man „ausgewogen“ nennt.
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