Bachblüten! Traditionelle Humanmediziner schütteln den Kopf. Bachblüten für Hunde! Traditionelle Veterinärmediziner schütteln ebenfalls den Kopf. Kann nicht wirken. Ist nicht bewiesen. Ist zu stark verdünnt. Und überhaupt. Und trotzdem – zahlreiche Menschen schwören auf die Tropfen des englischen Arztes Dr. Bach und verabreichen sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Tieren – immer mit der Bemerkung: „Die wissen gar nicht, dass sie Bachblüten nehmen – wenn es also wirkt kann es sich nicht um den Placebo-Effekt handeln“.
Bachblüten – was ist das überhaupt?
Bachblüten wachsen nicht am Bach. Es sind Blüten, welche der englische Arzt Dr. Edward Bach Anfang des 19. Jahrhunderts intuitiv auswählte um Störungen zu lindern. Bach ging davon aus, dass jede körperliche Krankheit auf einer seelischen Gleichgewichtsstörung beruhe, die eben mit den Essenzen der Blüten behoben werden könne. Bach kochte die Blüten aus, erstellte so genannte „Urtinkturen“ aus den Blüten und verdünnte diese. Nach seiner Ansicht gingen die positiven Schwingungen der Blüten in die Urtinktur, und dann in die verdünnte Essenz und von da in den Körper wo sie ihre heilsamen Kräfte walten ließen.
Bachblüten für Hunde – klingt noch abgefahrener
So. Jetzt stellt man sich mal vor, jede Krankheit basiere tatsächlich auf einem seelischen Ungleichgewicht. Das hieße ja dann, dass Hunde – und generell Tiere eine Seele haben. Das ist eine Glaubensfrage (wie übrigens beim Menschen auch). Wissenschaftlich – oder besser: nach heutigem Stand der wissenschaftlichen Forschung – lässt sich die Bachblüten These nicht bestätigen. Es ist schlicht nicht möglich, mit den aktuellen Geräten zu beweisen, dass Bachblüten helfen.
Wissenschaft sagt „nein“. Das sagt sie immer. Zuerst.
Wie gesagt: nach aktuellem Stand der Wissenschaft sind Bachblüten Humbug. Aber: Es war auch schon mal aktueller Wissensstand, dass die Erde eine Scheibe ist. Und es war auch schon mal aktueller Wissensstand, dass das Jaulen der Hunde, wenn man sie mit einem Messer bei lebendigem Leibe aufschneidet nichts anderes als ein mechanisches Geräusch sei. Und es war auch schon mal aktueller Wissensstand, dass Frauen deutlich weniger Wert seien als Männer. So. Wer garantiert und nun, dass in 50 Jahren der Unglaube an die Bachblüten nicht ebenfalls zu den kruden wissenschaftlichen Irrtümern gezählt wird? Die Wissenschaft stellt einfach immer nur den aktuellen Stand des Wissens dar – nicht den richtigen.
Benutzer sagen: Bachblüten für Hunde sind Klasse
Sehr viele Menschen nutzen Bachblüten für sich und auch für ihre Tiere und sind überzeugt von der Wirkung – insbesondere die so genannten Notfalltropfen, oder auch Rescue-Tropfen, gelten bei vielen als Mittel für fast jeden Zweck: gegen Panik, gegen Schmerzen, gegen Übelkeit etc. – die Rescue Tropfen gibt es mittlerweile auch als Creme, dieser werden besondere Heilkräfte bei kleineren Verletzungen zugeschrieben.
Notfalltropfen für Hunde
Die Notfalltropfen enthalten eine Mischung aus verschiedenen Blütenessenzen: Clematis (weiße Waldrebe), Impatiens (Drüsentragendes Springkraut), Star of Bethlehem (Doldiger Milchstern), Rock Rose (Gelbes Sonnenröschen) und Cherry Plum (Kirschpflaume). Die Mischung dieser Essenzen ist laut Bach abgestimmt auf schwierige Situationen, senkt die Belastung bei Stress, hilft generell, sich zu beruhigen und wieder „zu sich zu finden“.
Tatsächlich gehören wir auch zu den Verfechtern der Theorie, dass Bachblüten nützen. Warum wissen wir genauso wenig – vielleicht ist es der Placebo-Effekt, wer weiß das schon. Und vor allem: Wen interessierts? Wer hilft hat recht.
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