Nasenarbeit ist für alle Hunde ideal. Es gibt kaum eine Tätigkeit, welche die Hunde so auslastet wie die so genannte Nasenarbeit. Und dabei ist es ganz egal, welcher Rasse der Hund angehört, ob er ein Mischling ist, alt, jung, groß oder klein – Nasenarbeit macht allen Hunden Spaß und fördert Konzentration und die Bindung zum Menschen. Und wenn man sieht, zu welcher Leistung Hunde fähig sind, dann kommt man – auch nach Jahren – aus dem Staunen nicht mehr heraus. Allerdings gibt es gravierende Unterschiede zwischen der „Freizeit-Nasenarbeit“ und der Arbeit der Profis.
Freizeit- und Hobby-Nasenarbeit für Hunde
Nasenarbeit eignet sich für jeden Hund – egal ob das jetzt ZOS (Zielobjektsuche) ist, Mantrailing als Freizeitbeschäftigung, oder ob es sich um einfache Suchspiele handelt. Den Möglichkeiten sind hier keine Grenzen gesetzt. Ein ganz normaler Hund ist nach ungefähr 5 Übungsstunden in der Lage, relativ sicher z.B. ein gut verstecktes Feuerzeug zu finden und anzuzeigen oder einem ungefähr einen Kilometer langen Trail zu folgen – mit einem T-Shirt der Suchperson als einzigem Hilfsmittel. Faszinierend. Mittlerweile gibt es unzählige Kurse, die Nasenarbeit anbieten und es gibt Dutzende Bücher, die gute Anleitungen zum Training geben.
Der Vorteil der Nasenarbeit: Auch beim scheußlichsten Wetter, oder wenn Sie oder Ihr Hund nicht nach draußen können – wegen einer Verletzung beispielsweise – kann man zuhause oder im Büro mit dem Hund Nasenarbeit machen und ihn so auslasten. Eine halbe Stunde, zu Beginn auch schon eine Viertelstunde, reichen oftmals schon aus, denn Nasenarbeit ist sehr anstrengend. Vergessen Sie daher nie, dem Hund reichlich Wasser zu geben, denn trockene Schleimhäute riechen schlecht.
Doch so eindrucksvoll die Leistungen eines „Freizeit-Schnüfflers“ auch sind – die Profis spielen in einer ganz anderen Liga.
Nasenarbeit von Profis – Bundesliga statt Kreisklasse
Der Unterschied zwischen einem Freizeitschnüffler und einem Profi-Nasenarbeits-Hund liegt gar nicht so sehr in der eigentlichen Nasenleistung. Die ist bei allen Hunden mehr oder weniger identisch – von ein paar Ausnahmen, die nach oben oder unten ausschlagen abgesehen. Aber ein Profi-Labrador riecht genau gleich gut wie ein Amateur-Labbi. Nur, was er mit diesen Fähigkeiten macht, ist etwas ganz Anderes.
Grundgehorsam
Nehmen wir zum Beispiel Hunde, die eingesetzt werden, um Bettwanzen aufzuspüren. Sonja Schlamp von Dog Tracy war in Deutschland die erste Hundeführerin, die ihre Hunde selbst darauf abgerichtet hat, Bettwanzen aufzuspüren. Diese Hunde betreten bei ihrer Arbeit fremdes Terrain: Wohnungen, soziale Einrichtungen, Hotels. Sie kommen in Kontakt mit vollkommen fremden Leuten in vollkommen fremden Umgebungen. Da genügt es nicht, zu suchen – da muss der Hund sich perfekt benehmen: ruhig liegen, während des Vorgespräches. Der Hund muss sich lenken lassen, er muss sich vorsichtig bewegen, darf weder Vasen umschmeißen noch einfach so über Sofas und Betten springen. Er muss auf Befehl jederzeit seine Arbeit unterbrechen und dann bei Bedarf wieder aufnehmen. Und das Ganze soll er ruhig und ohne zu sabbern machen.
Ausdauer
Nasenarbeit ist für Hunde unglaublich anstrengend – sowohl von der Denkleistung her als auch körperlich. Während des Suchens atmet ein Hund bis zu 200 Mal pro Minute ein und aus – neben der Anstrengung trocknet das auch die Schleimhäute aus (die Körpertemperatur steigt je nach Suchaufgabe in 10 Minuten um ca. 2°C an. Die Hunde überhitzen regelrecht und verlieren durch das hecheln bis zu 1l Wasser – das zu beobachten und den Hund zu schützen ist Aufgabe des Hundeführers). Ein ungeübter Hund ist nach 10 Minuten intensiven Suchens fix und alle – ein Profi muss im Ernstfall mehrere Stunden intensiv arbeiten, unterbrochen von einigen Pausen. Das ist eine körperliche und geistige Höchstleistung, auf der das Tier vorbereitet werden muss. Das bedingt jahrelanges Training und permanentes Training – vergleichbar mit einem Hochleistungssportler.
Frustrationstoleranz
Im Spiel ist eigentlich immer ein Suchobjekt vorhanden, der Hund muss es nur finden. Im Ernstfall ist das vollkommen anders. Egal ob bei einem Drogen-, Katastrophen-, Sprengstoff- oder Bettwanzenspürhund: in 80% der Fälle sucht der Hund vergebens, weil da nichts zu finden ist. So etwas kann frustrierend sein – dem Hund fehlt das Finden als Erfolgserlebnis und es ist nicht immer möglich kontinuierlich Geruchsträger für den Erfolg zu verstecken. Ein Profi muss das ertragen, er muss so motiviert und triebstark sein, dass er auch nach dem zehnten Mal noch mit dem gleichen Engagement an die Arbeit geht. Ein Profihund muss über eine viel, sehr viel höhere Frustrationsgrenze verfügen als ein Laienhund. Kurz gesagt, er muss Arbeiten wollen um des Arbeiten Willens und nicht nur damit er ein Leckerchen oder seinen Ball bekommt.
Zuverlässigkeit
Wenn beim Freizeit-ZOS oder dem Mantrailing mal etwas schief läuft, ein Feuerzeug nicht gefunden, oder ein Trail verloren wird, so ist das nicht weiter schlimm – im Profibereich sieht das anders aus: eine fehlerhafte Meldung eines Sprengstoffhundes kann wahlweise ein Sondereinsatzkommando auf den Plan rufen oder aber ein Flugzeug mit einer Bombe an Bord starten lassen. Ein Bettwanzenhund, der falsch anzeigt bringt innert kürzester Frist das Geschäft seines Frauchens in ernsthafte finanzielle Schieflage und ein Katastrophenhund, der falsch oder nicht anzeigt sorgt für nutzlose Bergungsarbeiten und möglicherweise den vermeidbaren Tod einer verschütteten Person. Auch Profi-Hunde sind selbstredend keine Maschinen, aber sie müssen um ein Vielfaches zuverlässiger anzeigen als ein Laienhund.
Differenzierung
Nehmen wir mal an, Ihr Hund verwechselt auf dem Übungsplatz zwei Feuerzeuge und zeigt das vom anderen Team an. Und? Nichts passiert. Und jetzt nehmen wir mal an, ein Hund im Einsatz verwechselt den Geruch einer verschütteten Person mit dem Geruch einer Matratze – die ja auch nach dem (vielleicht) selben Menschen riecht. Die Matratze wird mit großem Aufwand „gerettet“, der Mensch stirbt in der Zwischenzeit. Deshalb müssen sich Profispürhunde viel stärker auf den zu findenden Duft konzentrieren und müssen ähnliche Gerüche viel besser und genauer differenzieren können als Laienhunde.
Nasenarbeit für Hunde: Spiel und Ernst – aber immer sinnvoll
Nasenarbeit ist für Hunde eine ideale Beschäftigung. Dies gilt sowohl für ganz „normale“ Familienhunde als auch für die echten Profis. Die eigentliche Nasenleistung ist bei beiden ähnlich – aber beim ganzen „Drumherum“ spielen die Profs in einer ganz anderen Welt als die Freizeitschnüffler. Was Hundenasen leisten ist aber auf jeden Fall und in jeder Beziehung bewundernswert.