
Dass der Hund vom Wolf abstammt, ist unbestritten – und genau diese Tatsache wird oftmals ins Feld geführt, wenn es um Erziehung, um Verhalten, aber auch um die Ernährung des Hundes geht. „Haben Sie schon mal einen Wolf Getreide fressen sehen?“ ist eine der häufigsten Fragen, die rhetorisch gestellt wird, wenn es um das Thema „getreidefreie Ernährung“ geht.
Der Wolf als Kulturfolger?
Werfen wir einen Blick zurück, um einige tausend Jahre. Man geht davon aus, dass Wölfe vor 15 – 20.000 Jahren immer häufiger rund um die Siedlungen von Menschen auftauchten. Dies wohl in der begründeten Hoffnung, einfacher als durch die gefährliche Jagd zu Nahrung zu kommen. Ob jetzt der Wolf immer mehr auf den Menschen zuging oder umgekehrt ist bis heute nicht geklärt.
Domestikation des Wolfes – die genetischen Folgen
Schwedische Forscher haben nun das Erbgut von 60 Hunden (14 Rassen) mit den genetischen Informationen von 12 Wölfen aus verschiedenen Gebieten verglichen um herauszufinden, ob und inwiefern die Domestikation des Wolfes auch im Erbgut nachweisbare Veränderungen hinterlassen hat. Drei Jahre lang dauerte die Analyse und am Ende schälten sich zwei Bereiche heraus, die signifikante Veränderungen aufweisen. Einerseits – und das ist wenig überraschend – der Berich rund um die Gehirnentwicklung: Hunde lernen anders, sind eher auf den Menschen bezogen und hoffen auch auf Hilfe bei der Lösung von Problemen – Wölfe tendieren dazu, ihre Probleme selbst zu lösen ohne auf den Menschen zu vertrauen. Andererseits – und das ist sehr überraschend – zeigten sich markante Unterschiede im Bereich der Verdauung.
Genetische Veränderung im Verdauungsbereich
Die gefundenen Veränderungen betreffen vor allem die Bereiche der Stärkeverdauung und des Fettmetabolismus – die Hunde können offenbar Stärke deutlich besser verwerten als die Wölfe. Noch sind nicht alle Fragen geklärt, die schwedischen Wissenschaftler vermuten jedoch einen naheliegenden Zusammenhang zwischen der Sesshaftigkeit der Menschen und der Domestikation der Wölfe. Je sesshafter Menschen wurden, desto eher bauten Sie Getreide an – und desto eher wurde dieses auch an Wölfe verfüttert bzw. desto eher bekamen Wölfe diese Reste zu fressen. Es waren also diejenigen Tiere im Vorteil, die mit der ungewohnten Nahrung besser umgehen konnten.
Ist getreidefreie Ernährung für unsere Hunde noch sinnvoll?
Dass Hunde nun Stärke besser nutzen und verdauen können als Wölfe heißt noch lange nicht, dass Industriefutter, das zur Mehrheit aus minderwertigem Getreide besteht eine adäquate Ernährung für unsere Hunde ist. Es heißt nur, dass Hunde, die mal Getreide zu fressen bekommen, darunter wohl kaum allzusehr leiden. Nach wie vor gilt für die Ernährung des Hundes: Hauptsächlich Fleisch, etwas Gemüse und Obst und wenn dann halt mal etwas Getreide dazu kommt, ist das auch nicht weiter schlimm.
Wer sich für die Originalliteratur interessiert: Axelsson, E. et al. (2013). The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet. Nature. Vol. 495, 360-364
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