
Immer wieder liest man in sozialen Netzwerken, aber auch in Zeitungen oder Zeitschriften von „Übergriffen“ von Hunden. Dabei ist es für das vorliegende Thema egal, ob sich diese Hunde andere Hunde angefallen haben oder sogar Menschen: immer dauert es keine 5 Antworten bis der erste mit dem Standardspruch kommt: „Kein Hund wird böse geboren, es ist immer der Mensch, der ihn böse macht.“
Kein Hund ist böse?
Stimmt. Es gibt keine bösen Hunde – genauso wenig wie es böse Schnecken oder böse Zecken gibt. „Böse“ ist ein moralisch-ethischer Begriff und folglich ein menschlicher Begriff der auf Tiere einfach nicht angewendet werden sollte. Aber natürlich ist auch klar, was gemeint ist. Gemeint ist: Der Hund ist grundsätzlich lieb, gut und nett geboren und wird nur durch den Menschen versaut. Und folglich ist an jedem Unfall der Hundehalter schuld. Das ist natürlich vollkommener Quatsch.
Der Hund ist ein Individuum
Auf der einen Seite vermelden Hundebesitzer stolz, dass ihre Rasse über ganz besondere Merkmale verfüge. Der Herdenschutzhund überlegt viermal ob er sich auf ein Befehl wirklich hinsetzen soll – das wird ihm als „eigenständiges Denken“ ausgelegt, keineswegs als Ungehorsam. Der Labradorbesitzer findet seinen Hund „unglaublich freundlich“ und verwechselt Freundlichkeit mit unverschämter Distanzlosigkeit und so weiter und so fort… Die Hundebesitzer schreiben ihren Hunden also ausgeprägte Wesens- und Charakterzüge zu, verneinen im gleichen Atemzug aber, dass ein Hund einen charakterlichen Mangel haben könnte. Das ist Blödsinn.
Natürlich gibt es Hunde, die durch falsche Erziehung, durch Unwissenheit oder aus Boshaftigkeit zu „bösen“ und gefährlichen Hunden gemacht wurden. Aber eben nicht nur Genau so selbstverständlich gibt es Hunde, die von Geburt an einen an der Klatsche haben. Es gibt „Arschlochhunde“, es gibt Hunde mit schlechten charakterlichen Eigenheiten. Dafür kann der Hund nichts, der Hundehalter aber auch nicht. Der Mensch aber wohl – inkompetente Züchter (oder besser: Vermehrer), Hinterhof-Hundehändler und Vollpfosten die ihr mangelndes Selbstbewusstsein mit einem gefährlichen Hund kompensieren haben dazu beigetragen, dass es immer mehr dieser nicht-therapierbaren Hunde gibt.
Auf der anderen Seite wächst auch die Gruppe derer, die alles – aber auch wirklich alles mit „liebevoller Konsequenz“ alles zu therapieren können glauben. Das Eine ist genau so gefährlich wie das Andere.
Es gibt solche und andere…
Wir lieben Hunde. Hunde! Wir werden diesen (Raub)tieren aber nicht gerecht, wenn wir sie vermenschlichen. Wir werden ihnen nicht gerecht, wenn wir sie vereinheitlichen – nicht jeder Hund ist gleich, nicht jeder Hund ist „nett“, nicht jeder Hund ist für alle und alles geeignet. Wenn wir Hunde wirklich mögen, sind wir es ihnen schuldig, sie als Hund zu betrachten und gut und möglichst artgerecht zu behandeln. Das ist eine Verantwortung, das ist Arbeit und sie ist nicht immer leicht. Wir sind aber auch unseren Mitmenschen und unserer Umgebung schuldig, sie vor gefährlichen Hunden zu schützen.
Bild: Bigstockphoto
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