Unsere Großeltern würden sich wegschmeißen vor Lachen. Dogwalker! Was ist das denn? Ganz früher gab´s so was noch gar nicht, und dann gab es irgendwann die ersten „Gassi-Services“: Meist Schülerinnen, die für eine Mark die Nachbarshunde an die Wiese führten, damit sie pullern konnten. Und dann kamen sie, die „Dogwalker“.
Dogwalker seit Mitte der 90er-Jahre
Seit ungefähr Mitte der 90er-Jahre gibt es die Dogwalker – die sich selbst so nannten und anfangs noch ganz allein auf weiter Flur waren. In Berlin – der Hundehauptstadt schlechthin – gehört Lars Thiemann mit zu den ersten: Seit 1994 führt er – unter anderem – professionell Hunde aus und war Gründer von Lucky Dog. Mit der zunehmenden Anzahl der Stadthunde in den letzten wuchs auch die Anzahl der Dogwalker – und damit begannen wie in jedem Beruf auch die Probleme: Da „Dogwalker“ kein geschützter Beruf war und ist, konnte sich jeder beliebige Hunde-durch-den-Wald-Begleiter so nennen, ungeachtet jeglicher Vor- und Fachkenntnis. Da blieben die Probleme nicht aus, denn wer mit 10 oder mehr Hunden durch den Wald läuft, der sollte tunlichst eine Ahnung haben von dem, was er tut – vor allem von Hundeverhalten, von Gruppendynamik, von Hundekommunikation etc.
Sogar die Arbeitsämter machen mit
Tatsächlich unterstützt sogar das Arbeitsamt Leute, die sich mit so gut wie ohne Vorkenntnisse als Dogwalker selbstständig machen wollen. Es braucht ja auch nicht viel: eigentlich reicht ein alter Kombi und ein Handy. Allerdings ist das ein Schuss ins eigene Knie – das kann jeder bestätigen, der mal an einen vollkommen überforderten Dogwalker geraten ist, der gerade verzweifelt versucht hat, „seine“ Hunde wahlweise gesittet aus dem Auto aussteigen zu lassen, daran zu hindern, einen anderen Hund zu hetzen oder das Leihrudel einigermaßen zusammenzuhalten.
„Echte“ Dogwalker regen sich schon lange auf
Kein Wunder, dass sich die „richtigen“ Dogwalker schon lange aufregen – schließlich fallen die schwarzen Schafe der Branche sehr vielen Leuten auf und prägen das Berufsbild nachhaltig – und in unterschiedlichen Gebieten Deutschlands haben sich die Forstaufseher auch schon auf die Dogwalker eingeschossen – und scheren mit ihrer berechtigten Kritik an den Missständen alle über einen Kamm.
BHD – Berufsverband der Hundebetreuer und Dogwalker
2012 wurde deshalb von einer Gruppe etablierter Dogwalker der BHD ins Leben gerufen – Ziel des Verbandes ist es, das Berufsbild „Dogwalker“ in ordentliche und vor allem überprüfbare Bahnen zu lenken. Man strebt eine Zertifizierung an, die nach dem Bestehen einer theoretischen und praktischen Prüfung vergeben wird. Im Rahmen dieser Ausbildung werden Verhalten und Kommunikation unter Hunden vermittelt, aber auch das Verhalten des Dogwalkers, das Erkennen von kritischen Situationen, das entsprechende Handeln und natürlich Rechtsfragen. Die praktische Prüfung ist nichts anderes als ein „normaler“ 2-stündiger Walk, bei dem überprüft wird, ob der Dogwalker seine Rudel im Griff hat und wie er auf – inszenierte – Situationen reagiert. Zudem ist vorgesehen, dass jährlich mindestens eine themenbezogene Weiterbildung erfolgreich absolviert werden muss.
Besonderen Wert legt der BHD auf die Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie auf die Unterstützung und Mitwirkung anerkannter Fachleute wie z.B. Dr. Udo Gansloßer oder Günther Bloch.
Dogwalker-Zertifikat – Sicherheit für alle
Die Initiantengruppe des BHD um Lars Thiemann versucht, den neuen Bundesverband möglichst breit abzustützen – von Amtstierärzten über die Politik sollen die Interessen abgewogen werden und eine gemeinsame Stoßrichtung vorgegeben werden – von dieser Entwicklung können eigentlich nur alle profitieren: die Hunde, die fachgerecht ausgeführt werden – die Halter, die beruhigt(er) ihre Hunde mitgeben können – andere Menschen, die weniger gestört und belästigt werden und nicht zuletzt auch die Natur, die deutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn ein Rudel Hunde gesittet und geordnet laufen geht.
Mit seiner Zertifizierung ist der BHD der erste Berufsverband im Hundebereich, der diesen umfassenden Zertifizierungsansatz verfolgt. Wer sich für die Arbeit des BHD interessiert: www.bhd-ev.de
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