
Mittleweile ist die ‚“Geheimsprache“ in Hotelprospekten einigermaßen bekannt – weniger bekannt ist die Geheimsprache unter Hundehaltern. Hier das – nicht ganz ernst gemeinte – ABC der Fachausdrücke rund um den Hund, dessen Wesen und Erziehung.
A – Aufmerksam
Ein „aufmerksamer“ Hund zeichnet sich dadurch aus, dass er alles und jeden anbellt oder anknurrt. Ebenfalls aufmerksam ist ein Hund dann, wenn er wie eingefroren Minutenlang stehen bleibt, wenn er im Hundeauslaufgebiet überraschenderweise einen Artgenossen sieht und erst mal ein paar Minuten braucht, um festzustellen, was denn das Komisches ist.
B – Besonders
Ein Hund gilt dann als „besonders“, wenn keine wohlwollende Bezeichnung oder Beschreibung zutrifft. „Besonders“ ist ein Universalattribut, das sämtliche Facetten mangelnder Erziehung oder Sozialisation umfasst. Typische Eigenschaften von „besonderen“ Hunden sind: Hemmungsloses Anpöbeln von Artgenossen (und auch Menschen), Permanentes Pinkeln an fremdes Eigentum, Schnappen oder Beißen nach der Hand des Besitzers wenn er sich erdreistet, ins Halsband zu fassen und ähnliches.
C – Charakterstark
Als „charakterstark“ werden Hunde beschrieben, die grundsätzlich nicht gehorchen. Diese Eigenschaft wird deshalb als „Charakter“ ausgelegt, damit man sich der misslungenen Erziehungsversuche nicht schämen muss und gleichzeitig wenigstens etwas Positives über den Hund sagen kann.
D – Durchsetzungskraft
„Durchsetzungskraft“ haben Hunde, denen Befehle vollkommen schnuppe sind. Hunde, die auch nach 5 Jahren noch hechelnd und keuchend in der Leine hängen und ihren Halter im Zick-zack über den Gehweg ziehen gelten – zu Recht – als durchsetzungsstark.
E – Eigenständig
Ein Hund ist dann „eigenständig“ wenn der Besitzer ihm vollkommen schnuppe ist – wenn weder Befehle noch gut gemeinte Wort auch nur ansatzweise wahrgenommen werden. Die Eigenständigkeit wird insbesondere bei bestimmten Hundetypen als zwingende Voraussetzung angesehen – als Voraussetzung, die Erziehungsbemühungen einstellen zu können und als Beweis, einen wirklich -> urtümlichen Hund zu haben und nicht einen Befehlsempfänger
F – Fordernd
Fordernd ist ein ganz schwieriges Attribut. Als „fordernd“ werden Hunde beschrieben, die 6 bis 8 Monate benötigen um Sitz zu lernen. Fordernd geht immer Hand in Hand mit -> urtümlich und ->eigenständig
G – Gehorsam
„Gehorsam“ wird in verschiedenen Situationen als Attribut verwendet – aber selten positiv. „Gehorsam“ sind Hunde, wenn Sie sofort auf einen Befehl hören – die meisten Hundehalter wollen das aber offenbar nicht und lächeln deshalb milde über „gehorsame“ Hunde, sie selbst haben lieber -> charakterstarke Tiere.
H – Heldenhaft
Heldenhaft sind entweder ganz kleine oder ganz große Hunde. Die Kleinen, weil sie unter maßloser Selbstüberschätzung leiden, das aber blöd und despektierlich klingt. Ihr hysterisches Gekläffe gegenüber allem, was größer ist – also gegenüber allem – wird deshalb als heldenhaft bezeichnet. Große Hunde sind deshalb heldenhaft, weil sie in der Phantasie ihrer Besitzer selbige bis zum letzten Blutstropfen verteidigen würden. Jederzeit. Immer. Aber eben nur in der Phantasie und obwohl keiner weiß wogegen eigentlich wirklich.
I – Intelligent
„Intelligent“ wird meist als Synonym für „nicht gehorsam“ verwendet. Dabei wird eine offensichtliche Befehlsverweigerung des Hundes damit erklärt, dass er eben -> intelligent sei und mitdenke. Beim genaueren Betrachten dieser Situation stellt man fest, dass das oft stimmt. Oftmals ist in solchen Konstellationen der Hund tatsächlich intelligenter als der Halter.
J – Jagdtrieb
Jagdtrieb ist ein positiv besetzter Begriff unter Hundehaltern, die einen Hund mit einem solchen haben. Ein unkontrollierter Jagdtrieb ist gleichzeitig ein Zeichen von -> Urtümlichkeit und von -> Intelligenz. Vor allem die Intelligenz wird dann bemüht, wenn der Hund zu blöd war, erfolgreich zu jagen – dann hat er nämlich noch rechtzeitig gemerkt, dass weiter rennen ihn so viel Energie kosten würde, dass er wahrscheinlich den Winter nicht überlebt.
K – Kumpel
Ein Hund kann nur dann zu einem Kumpel werden, wenn er – bei mittlerem Gehorsam draußen – sich in der Wohnung wie die Sau im Rübenacker benimmt. Typisch für einen Kumpel-Hund ist es, dass er sich seinen Platz zum Ausruhen selbst bestimmt (vorzugsweise Sofa und/oder Bett) und dass er sich von dort auch nicht vertreiben lässt. Muss er doch weg, pinkelt er auf den Boden was wiederum ein Zeichen seiner -> Durchsetzungskraft und -> Intelligenz ist.
L – Lernwillig
Als „Lernwillig“ werden Hunde bezeichnet, die in relativ kurzer Zeit relativ unwichtige Dinge beherrschen – wie zum Beispiel „high five“ oder „Rolle“. Hunde, die solche Kunststücke nicht beherrschen, dafür aber bestens sozialisiert sind werden gemeinhin nicht als „lernwillig“ bezeichnet.
M – Menschenbezogen
Als „menschenbezogen“ bezeichnet man Hunde, die ungefragt wildfremde Menschen bespringen, beschnüffeln und nach Leckerchen betteln.
N – Neugierig
Neugierig sind Hunde dann, wenn sie ihre Nase in alles stecken, was sie nichts angeht – vorzugsweise in Dinge die auf dem Tisch liegen und für den menschlichen Verzehr bestimmt waren. „Neugierig“ ist ein positiv besetzter Begriff, der sehr oft in einem Atemzug mit -> Intelligenz genannt wird
O – Objektiv
Eine „objektive“ Betrachtungsweise auf den Hund hat generell jeder Hundehalter – insbesondere auf seinen eigenen Hund. Hört zum Beispiel ein Hund nicht auf den Rückruf, stellt der Hundehalter objektiv fest, dass sein Tier -> eigenständig ist, während fremde Betrachter irrtümlich dazu neigen, dem Tier Ungehorsam zu attestieren.
P – Provokativ
Provokativ sind Hunde die auf einen Befehl diesen sofort und erst noch richtig ausführen. Diese Provokation sollte generell verboten werden – wird ein anderer Halter provoziert (es wird immer der Halter provoziert), so verweist dieser augenblicklich auf die nicht sofort erkennbaren Stärken seines Tieres, vorzugsweise die -> Intelligienz, die -> Eigenständigkeit und die -> Urtümlichkeit
Q – Querulant
Querulanten sind Menschen, die Hunden gewisser Rassen bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften zu- bzw. absprechen. Jeder dieser Einwände wird von Besitzern dieser Rassen damit abgeschmettert, dass genau ihr Hund eben genau diese Fähigkeiten entweder aufweist oder eben grade nicht – je nach Bedarf. Jegliche Bemerkung eines „Querulanten“ wird nebst Negierung damit kommentiert, dass man offensichtlich die Rasse schlecht machen und auf die Kampfhundeliste bringen wolle.
R – Respekt einflößend
Bestimmte Hundehalter legen großen Wert darauf, dass ihr Hund Respekt einflößend ist – dieser Respekt soll natürlich anderen eingeflößt werden, warum ist unklar. Die Summe an Respekt, die Halter und Hund gemeinsam einflößen, bleibt allerdings immer gleich.
S – Selbständig
Ein Hund ist dann „selbständig“, wenn sämtliche Erziehungsversuche gescheitert sind, der Mensch sich das aber nicht eingestehen will. Macht der Hund, was er will, wird nicht etwa konstatiert, dass das Rudelgefüge sich leider umgekehrt hat, sondern dem Hund wird Selbstständigkeit attestiert. Synonym oder ergänzend zu „selbständig“ werden häufig -> urtümlich und -> intelligent genannt
T – Treu
Alle Hunde sind treu. Es sind überhaupt die treusten Tiere und auch viel treuer als Menschen. Der Mensch sucht nach einem treuen Begleiter und schafft sich einen Hund an, damit dieser beim Tode des Halters die nächsten 5 Jahre am Grabstein aushält und damit seine unterschütterliche Treue beweist – wahrscheinlich als Einziger. Die Tatsache, dass 99% der Hunde für ein Leckerchen dem Halter den Rücken zuwenden wird nicht als Treuebruch angesehen.
U – Urtümlich
Auch wenn es auf den ersten Blick unlogisch erscheint: „Urtümlich“ ist das Gegenteil von „Kadavergehorsam“. Urtümliche Hunde werden zum Beispiel nicht erzogen, sondern mit ihnen wird – waldorfschulartig – über Jahre an einer gemeinsamen Vertrauensbasis gearbeitet – die sich allerdings der Halter (!) jeden Tag wieder neu verdienen muss. Urtümlich heißt: Der Hund tut keinesfalls, was der Halter will, sondern der Halter will genau das, was der Hund tut.
V – Vorsichtig
Um einen „vorsichtigen“ Hund handelt es sich dann, wenn er vor allem und jedem unsäglichen Schiss hat und vor lauter Angst zu Aggressionen neigt. Die Vorsicht kann sich beim Hund auch entwickeln, hat aber niemals etwas mit Erziehung zu tun, sondern immer und ausschließlich mit negativen Erlebnissen: Er wurde mal gebissen, hat sich mal einen Dorn eingetreten, erschreckt oder es hat ihm mal sonst etwas nicht gepasst.
W – witzig
Witzige Hunde sind generell kleine Hunde. Große Hunde können nicht witzig sein – um wirklich witzig zu sein, muss man zwei Dinge können: unsäglich nerven und gleichzeitig auf den Arm genommen werden können (um da weiter zu nerven). Witzig bedeutet: Der Hund pocht permanent auf erhöhte Aufmerksamkeit und findet immer einen Weg, den Besitzer zu veräppeln. Deshalb geht witzig so oft einher mit -> intelligent
X – Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit)
Ein Hund ist niemals xenophob – sprich „fremdenfeindlich“. Wenn ein Hund – vorzugsweise Rüden – andere Hunde, ebenfalls vorzugsweise Rüden auf den Tod nicht ausstehen kann und mit jedem gleich einen ernst gemeinten Streit anfängt, dann nennt das der Hundehalter niemals xenophob sondern „sympathieabhängige Verträglichkeit“. Auch ein Zeichen von -> Urtümlichkeit und -> Eigenständigkeit
Y – Y-Chromosom
Das Y-Chromosom zeigt seine Auswirkungen vor allem, wenn es bei Halter und Hund gleichzeitig vorkommt: Während Mischformen (Halterin – Rüde / Hündin – Halter) oftmals kritischen Situationen aus dem Weg gehen, führt das doppelte Y-Chromosom dazu, kritische Situationen geradezu zu suchen. Hund und Halter versuchen, möglichst -> Respekt einflößend zu wirken. Standardspruch: „Das müssen die untereinander ausmachen“ – dieser Spruch bedeutet aber eigentlich nur: „Ich bin sicher, dass meiner gewinnt“ – gerät der eigene Hund in die Defensive, so wird dem anderen ganz -> objektiv ein körpersprachliches Fehlverhalten vorgeworfen.
Z – Zutraulich
Zutraulich sind Hunde dann, wenn sie jedes Damen- und Herrenbein berammeln und wildfremden Leuten nicht mehr von der Seite weichen, weil diese vor ein paar Tagen mal ein Paar Wiener eingekauft hatten.